Warum du bei Histaminintoleranz nicht auf grünen Tee verzichten musst.

Grüner Tee und Histaminerkrankungen? Hat dieser nicht einen hohen Koffeingehalt und ist somit tabu? Jain. Die meisten Grünteesorten haben einen hohen Koffeingehalt und jeder Betroffene weiß an einem bestimmten Punkt: Koffein ist zu meiden! So musste auch ich meinen geliebten Grüntee aufgeben, denn auf Koffein reagiere ich stark. Meine liebsten Sorten waren Gykuro, auch Schattenblatttee genannt und natürlich der bekanntere Matcha. Bei beiden bekomme ich nun Symptome, die mich im Alltag stark einschränken. Also hieß es auch hier: meiden! Naja, zumindest bis vor kurzem. Wenn man mich fragen würde, welche drei Dinge mir am meisten fehlen, wären dies: Dunkle Schokolade, Salami und grüner Tee.

Doch halt! Letzteres schlürfe ich mittlerweile wieder genüsslich jeden Tag, sogar mehrfach. Ja, richtig gelesen! Aber wie kann das sein? Bevor ich dir das erzähle, möchte ich dir erst ein paar Dinge über das gesunde, grüne Heißgetränk erläutern.

Asiatisches Superfood

Grüner Tee hat seine Wurzeln in China, wo er vor bereits über 5000 Jahren getrunken wurde. Die auch als Camellia sinensis bekannte Pflanze benötigt stabile Temperaturen und ein subtropisches Klima mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Das ist der Grund, warum man keine nennenswerten Anbaugebiete in Europa findet. Im 8 Jahrhundert kam die Pflanze durch buddhistische Mönche nach Japan und ist seitdem nicht mehr aus der asiatischen Kultur wegzudenken. Er ist reich an sekundären Pflanzenstoffen, Mineralstoffen und Aminosäuren. Besonders anzumerken sind die enthaltenen Catechine und das Theanin. Catechinen konnte in einer Studie eine histaminsenkende Wirkung nachgewiesen werden. Zudem wirken beide Stoffe mastzellstabilisierend (1). Das macht grünen Tee nicht nur zu einem Superfood, sondern auch zu einem potentiell hilfreichen Produkt. Die hochwertigsten Grünteesorten kommen meist aus Japan. Biologischer Anbau ist in Japan Standard, im Gegensatz zu den anderen großen Anbaugebieten in China oder auch Indien, wo Teesorten häufig mit Blei oder Pestiziden belastet sind.

Grünteeplantagen in Japan

Problematisch: Teein/ Koffein

  • Teein und Koffein sind übrigens das gleiche. Es wirkt jedoch in Kaffee und Tee andersartig, dass liegt an der unterschiedlichen Freisetzung.
  • Bei einer Histaminintoleranz aberauch bei überaktiven Mastzellen führt Koffein ab einer gewissen Menge zu Symptomen. Koffein ist ein Abbaublocker der Diaminoxidase (DAO), einem von zwei histaminabbauenden Enzymen des Körpers. Es kann auch vorkommen, dass einige Betroffene selbst kleinste Mengen nicht tolerieren. Dann sollte natürlich auch auf die folgend empfohlenen Sorten verzichtet werden.
  • Es wirkt zusätzlich als Liberator, d.h es regt die körpereigenen Mastzellen zur sogenannte Degranulation an, sie geben ihren Inhalt (600 Stoffe, darunter auch das Histamin) in das umliegende Gewebe ab, der Spiegel steigt.
  • Die verträgliche Menge richtet sich also nach der persönlichen Grenze, aber der es zu Symptomen , bzw. Reaktion kommt. Diese ist individuell und hängt zudem von anderen Faktoren ab, wie zum Beispiel zusätzliche Erkrankungen, Stress und Umweltfaktoren.
  • Beispiel anhand meiner Person: 1 Tasse Gykuro (1 Teelöffel), 90-120 Sekunden mit 70 Grad heißem Wasser aufgegossen, verursacht bei mir Symptome. Eine Tasse (300ml) enthält etwa 80- 120mg Koffein. Folglich liegt meine Toleranzgrenze darunter. Es muss also ein Grüntee her, der weitaus weniger hat.
Die Suche nach verträglichen Grünteesorten bei Histaminerkrankungen ist knifflig. Es gibt aber einige, die sehr wenig Koffein enthalten und somit verträglich sein können.

Koffeinarme Grünteesorten: Karigane Sencha, Kukicha und Bancha

  • Karigane Sencha: 1 Tasse (300ml, gemessen an 2 Telöffeln, bitte höchstens 1/2 gehäuften Teelöffel nehmen), 2 Minuten mit 60 Grad heißem Wasser hat einen Koffeingehalt von etwa 12mg. Ein Karigane ist ein höherwertiger Stängeltee mit etwas mehr Blattanteilen.
  • Kukicha: Besteht zum Großteil aus Stängeln (jap.: Kuki=Stängel/Cha= Tee) und Blattrippen. 1 Tasse (300ml, gemessen an 2 Teelöffeln, bitte höchstens 1/2 gehäuften pro Tasse) hat einen Koffeingehalt von etwa 9mg. Es gibt ihn auch mit ein wenig mehr Blätteranteil, dann ist er Koffeingehalt etwas höher (Karigane Sencha), aber immer noch sehr niedrig.
  • Bancha: Günstiger als andere Grünteesorten und stammt von der selben Pflanze wie Sencha. Bancha bedeuted “gewöhnlicher Tee” (jap.:Ban= gewöhnlich/Cha=Tee). Bei mit 60 Grad (300ml, gemessen an 2 Teelöffeln, bitte nur 1/2 gehäuften Teelöffel pro Tasse nehmen!) heißem Wasser und 2 Minuten Ziehzeit enthält dieser etwa 21mg Koffein. Somit ist er der stärkste aller vorgeschlagenen Teesorten.
  • Bitte Grüntee niemals mit kochendem Wasser zubereiten! Die optimalen Temperaturen liegen zwischen 50-70 °C. Für Grünteeliebhaber sollte es deshalb ein Wasserkocher mit Anzeige sein, den man auf die gewünschte Temperatur einstellen kann. Die Ziehzeit variiert von Sorte zu Sorte, liegt meist aber zwischen 40 Sekunden bis maximal 3 Minuten. Die aufgebrühten Teeblätter kann man meist noch 1-2 mal aufgießen. Besonders empfehlenswert, wenn man nicht gleich eine ganze Kanne zubereiten möchte. Hier lohnt sich die Anschaffung eines oder mehrerer Teeeier.

Die Eisteevariante für den Sommer: Mizudashi (Kaltwassertee)

Wir haben aber noch einen ganz besonderen Kanditaten vergessen: den Mizudashi (jap. “kalt ziehen lassen”). Perfekt für den Sommer, wird dieser Grüntee mit kaltem Wasser hergestellt. Er benötigt mehr Zeit zum ziehen, optimalerweise im Kühlschrank. Fast alle Grünteesorten eignen sich dafür, außer die Sorte Benifuuki, denn dieser kann bei längerer Ziehzeit im Wasser phototoxische Substanzen bilden. Diese Sorte eignet sich aber sowieso nicht zum trinken bei unserer Problematik. Eine spezielle Sorte dafür gibt es auch: Mizudashi Sencha/Bancha. Es sollten hier jedoch die oben genannten Sorten dafür verwendet werden.

Zubereitung:

  • 3-4 gehäufte Teelöffel (z.B den Bancha)
  • 1/2-1 Liter Wasser (Optimale Temperatur 4 °C)
  • Eventuell Eiswürfel, wenn das Wasser Raumtemperatur hat.
    • Mindestens eine Stunde im Kühlschrank ziehen lassen, umrühren und genießen.

Vorteile von Mizudashi:

  • Durch die kalte Zubereitung noch weniger Koffeingehalt
  • Etwa 50% mehr Aminosäuren als in heiß zubereitetem Grüntee
  • Mehr Vitamin C
  • Sehr intensiver Umami-Geschmack
  • Deutlich mehr Catechine. Durch diese hat der Kaltwassertee eine immunstimulierende- und aktivierende Wirkung. Er kann somit, wenn regelmäßig getrunken, Infektionen vorbeugen. In japanischen Studien wurde gezeigt, das man mindestens 2 Wochen jeden Tag Mizudashi Tee trinken sollte, um diesen Effekt auszulösen. Auch als Kur sehr empfehlenswert.
Histaminsenkend und stimulierend auf das Immunsystem: Mizudashi.

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Einen schönen und symptomfreien Tag.

Quellen:
1: N.H. Kim, 2012: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21344174/

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